Fehler Hahnemann 2. Teil

Bei akuten Krankheiten geht Hahnemann davon aus, dass die Lebenskraft durch die akute Krankheit verstimmt wird und diese Verstimmung homöopathisch zu beheben sei.

Wir wissen aus unseren Erfahrungen, dass die akute Krankheit keine Verstimmung der Lebenskraft darstellt, sondern eher eine Reaktion der Lebenskraft auf einen Reiz der Lebenskraft durch Ungleichgewichte im Organismus zu Bakterien, Viren oder zu den eigenen möglicher weise entarteten Zellen.

Das ist ein wichtiger Unterschied.
Die Aufrechterhaltung der Lebenskraft ist das vorrangige Ziel derselben.

Sie erhält sich selbst durch ihre Programme am Leben.

Wenn sie dazu nicht in der Lage ist stirbt der Organismus.
Zur Aufrechterhaltung der Lebenskraft dienen Überwachungsaufgaben im Organismus.

Es muss ein Gleichgewicht zu den Darmbakterien und anderen körperfremden Eiweißen hergestellt und überwacht werden.

Es müssen die körpereigenen Zellen auf ihr richtiges Funktionieren überwacht werden und bei Fehlfunktionen ausgesondert werden.
Wie das im Einzelnen funktioniert ist bisher nur sehr unzureichend bekannt.

Bekannt ist jedoch, dass diese Funktionen gestört werden können, eben auch durch fehlerhafte homöopathische Behandlung.
Wer als Homöopath diese Gefahr der Falschbehandlung nicht verstandene hat, sollte besser schulmedizinisch behandeln. Damit wird normalerweise nicht so stark in die Lebenskraft eingegriffen, wie mit Homöopathie.
Zum Verständnis die Thesen in Übersicht:

Hahnemann meint eine akute Krankheit sei eine Verstimmung der Lebenskraft.

Dem steht die alternativmedizinische Auffassung gegenüber, dass eine akute Krankheit die Neufindung eines Gleichgewichts zwischen Erreger und Abwehrsystems darstellt, also lebensnotwendig ist.

Hahnemann meint deshalb die akuten Krankheiten behandeln zu müssen.

Nach alternativmedizinischer Auffassung werden akute Krankheiten nur behandelt wenn sie über das normale ungefährliche Maß hinaus gehen.

Nach Hahnemann wird die Lebenskraft bei der Behandlung akuter Erkrankungen durch das homöopathische Mittel so verstimmt, dass es in der Gegenreaktion zur Heilung der akuten Krankheit kommt.

Nach alternativmedizinischer Auffassung wird durch das akute Mittel die Heilungsreaktion direkt beeinflusst und gesteuert, auch ohne das Simileprinzip und dabei auch unterdrückt.

Das kann die Selbstheilung unterbinden und gefährlich werden.

Von mir vorgeschlagene Versuche an Mäusen um diese Zusammenhänge wissenschaftlich zu erforschen wurden von WissHom als nicht von Interesse zurückgewiesen.

So bleibt der bisherige Zustand bestehen, dass Homöopathen zwar behandeln und ab und zu Erfolge haben. Die theoretische Basis ist jedoch so löchrig, dass die Homöopathie nicht als wissenschaftliche Heilmethode betrachtet werden kann, solange keine Grundlagenforschung statt findet. Und noch schlimmer, die zahlreichen Schädigungen durch Homöopathie werden von den Homöopathen nicht der Homöopathie zugerechnet.

Der Einwand, es gibt gefährliche akute Krankheiten, die in jedem Fall behandelt werden müssen wird von diesen Thesen nicht berührt. Dabei darf nicht übersehen werden, dass selbst ungefährliche akute Krankheiten durch ständige Unterdrückung der Heilungsreaktion zu gefährlichen Erkrankungen werden. Das rechtzeitige Training des Immunsystems durch akute Krankheiten gewährleistet den besten Schutz gegen aggressive akute Krankheiten, aber auch gegen aggressive chronische Krankheiten wie Krebs u.a.

Auch davon ist bei Hahnemann nicht die Rede.

Hahnemanns Krankheitsvorstellung in der Kritik

Ich zitiere Hahnemann:

(Der Krätzeausschlag der Psora, Anm. v. Verf.) „Er entweichet, wie gedacht, nicht selten durch ein übles physisches oder psychisches Ereigniß, durch einen heftigen Schreck, durch stete Aergernis, tief eingreifenden Gram, durch eine große Verkältung oder Kälte (wie weiter unten, Beobachtung No. 67.), durch kalte, laue und warme Fluß- und Mineralbäder, durch ein, von irgend einer Ursache entstandenes Fieber, oder eine andersartige akute Krankheit (z.B. Menschenpocken, s. unten Beobachtung No. 39.), durch einen anhaltenden Durchfall, vielleicht auch zuweilen durch eine besondere Unthätigkeit der Haut, und dann sind die Folgen eben die schlimmen, wie wenn der Ausschlag durch unvernünftige Arztes-Kunst äußerlich vertrieben worden wäre. Die sekundären Uebel der innern Psora und irgend eine jener unzähligen chronischen Krankheiten diesen Ursprungs brechen dann bald oder spät aus.

Man glaube aber nicht, daß die jetzt in ihrem Lokal- Symptome, ihrem Hautausschlage so gemilderte Psora dadurch wesentlich vom alten Aussatze abweiche. Auch der Aussatz ließ sich in den älteren Zeiten, wenn er nicht veraltet war, nicht ganz selten durch kaltes Bad und oftmaliges Eintauchen in Flüsse und warme Mineralbäder (s. unten No. 35.) von der Haut vertreiben, aber auch damals achtete man die bösen Folgen davon eben so wenig, als die neuern Aerzte die akuten Uebel und die schleichenden Siechthume bemerken, welche auf das Selbstentweichen oder die gewaltsame Vertreibung des jetzigen Krätz-Ausschlags bald oder spät aus der inwohnenden Psora sich hervorzuthun nicht unterlassen.“

[Samuel Hahnemann: Die chronischen Krankheiten. DB Spezial: Samuel Hahnemann: Gesammelte Werke, S. 25731

(vgl. Krankheiten-Bd. 1, S. 99)]

Kommentar:

Hahnemann geht von einem chronischen Grundübel aller chronischen Erkrankungen aus, der Krätzesiechtum, der Psora. Sie macht sich durch einen Hautausschlag bemerkbar.

Diese Theorie der chronischen Krankheit lässt sich mitunter bei homöopathischen Behandlungen bestätigen, greift jedoch nach unserem heutigen Medizinverständnis zu kurz.

Wir wissen heute, dass das Abwehrsystem ein Gleichgewicht zwischen Viren, Bakterien und dem Gleichgewicht herstellen muss, um gesund zu sein.

Die weitere Aufgabe des Abwehrsystems besteht in der Krebsüberwachung des gesamten Organismus.

Ursache für alle chronischen Krankheiten war für Hahnemann die innere Psora.

Die Unterdrückung des Ausschlages war nach seiner Auffassung die Ursache für schleichendes Siechtum.

Die Rolle der akuten Krankheiten für die Gewährleistung einer gesunden Krebsüberwachung und Zurückdrängen der chronischen Krankheiten hat Hahnemann bestritten und verkannt.

Er war der Auffassung, dass es keiner akuten Krankheiten bedarf.

  „Nein! wahre Heilkunst ist jenes nachdenkliche Geschäft, was dem höhern Menschen-Geiste, der freien Ueberlegung, und dem wählenden, nach Gründen entscheidenden Verstande obliegt, um jene instinktartige und verstand- und bewußtlose, aber automatisch energische Lebenskraft, wenn sie durch Krankheit zu innormaler Thätigkeit verstimmt worden, mittels einer, dieser ähnlichen Affection, von homöopathisch ausgewählter Arznei erzeugt, dergestalt arzneikrank, und zwar in einem etwas höhern Grade umzustimmen, daß die natürliche Krankheits-Affection nicht mehr auf sie wirken könne und sie so derselben quitt werde, einzig noch beschäftigt bleibend mit der so ähnlichen, etwas stärkern Arzneikrankheits-Affection, gegen welche sie nun ihre ganze Energie richtet, die aber bald von ihr überwältigt, sie aber dadurch frei und fähig wird, wieder zur Norm der Gesundheit und zu ihrer eigentlichen Bestimmung, »der Belebung und Gesund-Erhaltung des Organisms« zurückzukehren, ohne bei dieser Umwandlung schmerzhafte oder schwächende Angriffe erlitten zu haben. Dieß zu bewirken, lehrt die homöopathische Heilkunst.“

[Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst (6. Auflage). DB Spezial: Samuel Hahnemann: Gesammelte Werke, S. 21570

(vgl. Organon-6, S. 38)]

Hier erklärt Hahnemann die angeblich verstand- und bewusstlose, aber automatische Lebenskraft werde durch Krankheit zu anormaler Tätigkeit verstimmt.

Es sei Aufgabe des Arztes diesen Zustand zu beheben.

Auch an dieser Stelle muss mit unseren heutigen Kenntnissen widersprochen werden.

Aufgabe der Lebenskraft ist es das Leben zu erhalten. Sie ist deshalb keinesfalls als verstandlos oder dumm zu betrachten. Richtig ist, dass sie nach einfachem Reiz-Reaktionsschema funktioniert. Diese Mechanismen werden durch die höhere Nerventätigkeit überlagert, was jedoch nicht grenzenlos erfolgt.

Um etwas Ordnung in das System zu bringen stelle ich die Thesen gegenüber:

Hahnemann:

Für ihn ist die Lebenskraft dumm und muss durch den Arzt korrigiert werden.

Naturheilkundliche Auffassung:

Die Lebenskraft bewirkt alleine die Heilung. Sie kann bestenfalls unterstützt werden.

Schlussfolgerung:

Hahnemann hat die akuten Krankheiten als Ausdruck einer gestörten Lebenskraft angesehen, die vom Arzt korrigiert werden müssen.

Dem steht die naturheilkundliche Auffassung gegenüber, dass akute Krankheiten eine wichtige Funktion in der Evolution des Lebens haben. Sie dienen zuerst zur Auswahl des evolutionär stabilsten Individuums für die Fortpflanzung und Weiterentwicklung.

Da dieser Vorgang heute versucht wird aus gesellschaftlichen Erwägungen zu unterbinden, werden die akuten Krankheiten generell bekämpft und als Krankheiten angesehen.

Sie haben eine zweite Bedeutung für die Stärkung der Lebenskraft und der Immunabwehr.

Durch die heutige Unterdrückung akuter Krankheiten wird gesamtgesellschaftlich die Abwehrkraft jedes einzelnen Individuums unterdrückt und damit das Überleben der Gesellschaft gefährdet.

Im Ergebnis verschafft sich die Evolution neue Wege zur Selektion der überlebensfähigsten Individuen. Wenn alle akuten Infektionskrankheiten ausgemerzt wären, würden andere chronische Erkrankungen die Rolle der akuten Krankheiten übernehmen und die Menschen vorzeitig an chronischen Krankheiten statt an den akuten sterben.

Die Evolution lässt sich nicht überlisten. Diese Gedanken spielen bei Hahnemann keine Rolle.

Wenn wir für uns und unsere Nachkommen ein gesundes und langes Leben wünschen, dürfen wir nicht alle Infektionskrankheiten ausrotten. Ziel muss es sein eine gesunde Lebenskraft zu entwickeln. Das setzt voraus, dass diese durch ungefährliche Infekte gestärkt wird, statt sie durch Unterdrückung akuter Infekte zu beschädigen und lebensuntauglich zu machen.

Hier irrte Hahnemann ausnahmsweise, lag jedoch mit seinen Betrachtungen dennoch viel näher an der Wirklichkeit als jede Schulmedizin.

Wechselmethode nach C. Hering

Für alle die meinen Blog lesen und nicht wissen, wie nun eigentlich richtige Homöopathie auszusehen hat, kann ich hier auf einen Beitrag von Herrn C. Hering verweisen. Das Hahnemann Institut hat sich die Mühe gemacht und ihn ins Netz gestellt.

http://www.hahnemann.de/fileadmin/downloads/Newsletter/HIHD_Newsletter_12_2015_05.pdf

Hier ein Auszug:

„Mehr noch gehört hierher die Wiederholung eines Mittels im Wechsel mit einem Gegenmittel. Ich habe dies zuerst gelernt an colocynthis und zwar bei der Anwendung in dry-belly-ache, dieser berüchtigten westindischen Kolik. Alle Fälle, die mir vorgekommen sind, wurden schnell und dauernd geheilt und alle auf folgende Weise.“

Hering beschreibt die gängigen Auffassungen zur Wiederholung eines homöopathischen Mittels. Dabei kommt er auf die Methode der Wiederholung eines Mittels im Wechsel mit einem Gegenmittel.

Das erscheint aus meiner Erfahrung besonders wertvoll. Diese Methode scheint auch im Widerspruch zu stehen mit der Kentschen Einmittel-Dauer-Methode.

Diese Wechselmethode hat bei den Berliner Ärzten für Homöopathie teilweise zu erstauntem Kopfschütteln geführt, wenn ich sie angeordnet habe. Sie ist zwar bereits von Hering beschrieben, aber offensichtlich nicht so richtig bekannt.

Welchen Vorteil hat diese Methode und wann sollte sie angewendet werden?

Ich sehe den Vorteil in der Stärkung der Lebenskraft. Diese sollte frei beweglich oszillieren und nicht mit höchsten Potenzen nach Kent auf eine Richtung zum Erstarren gebracht werden, sofern die Lebenskraft nicht ausreicht gegen die Hochpotenz zu steuern.

Die Kentsche Methode der steigenden Potenzen kann bei starker Lebenskraft und jugendlichem Alter oft mit guten Erfolgen angewendet werden. Sie ist im jugendlichem Alter oft erforderlich, wenn angeborene Krankheiten behandelt werden müssen.

Wenn sich bereits chronische Krankheiten über einen längeren Zeitraum eingeschlichen haben, ist die Lebenskraft geschwächt. Dann ist der Heringsche Wechselmethode der Vorzug zu geben. Sie ist besser geeignet langfristige chronische Krankheiten zu heilen, als die Kentsche Einmittelmethode.

Bei der Wechselmethode schreibt Hering weiter:

„Die zweite Regel war: Sobald sich neue Symptome zeigten von einiger Bedeutung, musste sogleich ein anderes Mittel gegeben werden und zwar eins was besonders auch jenen neuen Zeichen mit entsprach.“

Er setzt sich mit allen Möglichkeiten auseinander und beschreibt die Vor- und Nachteile.

Ich möchte aus meiner Erfahrung das Gesetz der Potenz und der Wiederholung wie folgt formulieren:

Je jünger und gesünder der Patient, desto höher kann die Potenz gewählt werden. Dabei ist die Kentsche Einmittelmethode für einen Krankheitsfall möglich, aber nicht notwendig.

Je Älter und Kränker der Patient ist, desto niedriger und schwächer muss die Potenz gewählt werden. Extrem kranke Patienten sollte mit einer D2 behandelt werden, wenn das toxikologisch vertretbar ist. Dabei ist die Methode der Wahl die Zweimittelwechselmethode nach Hering.

 

Krankheitsbegriff Hahnemann – Alternativmedizin

geistartige Wirkung:
heißt bei Hahnemann dynamische Wirkung, durch Berühren der
Nervenenden
bei den Geistheilern: Wirkung durch geistige Einflussnahme
Krankheit:
ist bei Hahnemann nicht ausreichend definiert als kranke
Menschen gesund zu machen.
bei den Geistheilern: Erfassen des Gefühlszustanden und der
emotionalen Ebene, sowie die Behandlung derselben
durch das angeblich passende homöopathische Mittel
Krankheit als Leiden der Lebenskraft (§ 7 Org. 6):
Die Gesamtheit der Symptome, als das Einzige, was wir von
der Krankheit erkennen können.
Dem steht die Auffassung der Geistheiler entgegen, dass die
Krankheit am Charakter des Menschen erkannt werden könnte.
Hebung oder Beseitigung aller Krankheitssymptome als Beseitigung der
Krankheit (§ 8 Org. 6)
Hier hat Hahnemann Widerspruch durch Hufeland: „Die Homöopathik kann die
Krankheitssymptome heben, aber die Krankheit bleibt.“ (Anm. 2 zu § 8)
Kommentar: Hier liegt ausnahmsweise Hufeland richtig:
Gerade die Behandlung mit Hochpotenzen erzeugt bei älteren Patienten einen
Zustand von Symptomfreiheit, die Krankheit des Krebses oder
sonstige Mängel an dynamischer Regulation wurden dabei jedoch
nicht beachtet, sodass der Patient u. U. sogar durch die hom. Behandlung
kränker gemacht wurde, als ohne.
Die Lebenskraft ist nach Auffassung von Hahnemann für die Selbsterhaltung
unabkömmlich ( §10 Org. 6).
Nach Auffassung der Geistheiler (Grams u. a.) ist die Lebenskraft heute überflüssig.
Das moderne Medizin nicht ohne Lebenskraft gedacht werden kann, ist
oft genug ausgeführt worden, worauf hier nur verwiesen wird.
Nur die krankhaft verstimmte Lebenskraft bringt die Krankheit hervor (§ 12 Org. 6)
Das Verschwinden aller Krankheitsäußerungen bringt angeblich die Integrität des Lebensprinzips
zurück.
Auch hier irrt Hahnemann. Das Auftreten von Krebserkrankungen kann nur als
ein Mangel an Integrität des Lebensprinzips angesehen werden,
oder als ein Mangel an dynamischer Lebensäußerungen.
Sollte Krebs heilbar sein, müsste zuerst dieser Mangel an Reaktionsfähigkeit
oder Mangel an dynamischer Lebensäußerungen behoben werden.
Der Heiler hätte die innere Veränderungen, die krankhafte Verstimmung des
Lebensprinzips aufzuheben und zu vernichten.
Gott habe so offenbart, was bei der Krankheit hinweg zunehmen sei.
Dem stehen die Erfahrungen aus der Krebsbehandlung entgegen, wo
dem Patienten keine Symptome wegzunehmen sind, da sie durch
Reaktionsstarre meist bereits nicht vorhanden sind, sondern
Symptome hinzuzufügen hätte, die Symptome, welche eine gesunde
Heilungsreaktion ermöglichen, um die bösartige Krankheit zu eliminieren.